OSIA gibt Kindern und Jugendlichen eine Stimme
Die Steckenpferd - Geschichte: Wir wünschen uns eine andere, eine bessere Schule
17.03.2023 OSIA Auftaktveranstaltung in der VHS
Alles begann mit der Idee von Nina Okrassa, Lehrerin am Ursulagymnasium, die Schultransformationswünsche der Kinder zusammen mit Steckenpferden an Margret Rasfeld und die Kultusministerin Julia Willie Hamburg zu überreichen. Die Steckenpferde dienen in Osnabrück traditionell als Friedenssymbhttps://www.osia.info/17-03-2023-die-welt-veraendern-lernen-ist-gar-nicht-so-schwer-teil2/ol und diese Bedeutung jährt sich 2023 im Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens zum 375. mal.
Die symbolische Kraft der Steckenpferde diente aber im Moment der Übergabe nicht nur zur Erinnerung an den Westfälischen Frieden, sondern sollte klar aufzeigen, dass Schule eine elementare Grundlage für Frieden in jedem einzelnen Menschen sein kann. Hierfür braucht es Schulen, die die jungen Menschen empor heben zu starken und empathischen ZukunftsGestalter*innen, welche in der Lage sind gemeinschaftlich Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu entdecken.
Der Akt der Steckenpferdübergabe war somit ein bewegender Moment für die Schüler*innen, denn hier erfuhren sie Selbstwirksamkeit, da sie durch das Verlesen ihrer ausformulierten Gedanken praktisch etwas bewirken konnten und das auch außerhalb des Schulcampus.
Ein bewegendes Ereignis für alle Beteiligten und die Kinder haben eine Menge an Erfahrungen und Eindrücken mit nach Hause nehmen können.
Dieser Abend hat somit auch gezeigt, dass Lernen im Leben fürs Leben durch eine andere Art der Haltung gar nicht so schwer ist. Kurzum: Gelebte Schule im Aufbruch.
Die Idee, den Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben und quasi als Lobby zu dienen für deren Wünsche nach Bildungstransformation, hat uns natürlich gefallen.
Gedacht, gesagt, getan….
Die Steckenpferd-Geschichte musste ergo weiter fortgeschrieben werden.
OK, los geht´s….
Es wurden weitere Steckenpferde von den Schüler*innen gebaut und am 24.03.23 trafen wir uns vor dem OS-Radio 104,8 – Studio und überreichten der Geschäftsführerin Simone Wölfel stellvertretend für das ganze OS-Radio-Team ein weiteres Steckenpferd.
Da am 27.03.2023 die Ausstrahlung eines von Sören Hage geführten Interviews mit Margret Rasfeld und der Kultusministerin J.W. Hamburg geplant war, bot Frau Wölfel den Kindern spontan an ihre Schultransformationswünsche vom OS-Radio aufnehmen zu lassen, um sie dann zusammen mit dem Sendebeitrag am 27.03.23 zu koppeln. Für die Kinder war dies ein weiteres Erlebnis der Selbstwirksamkeit, ihre Erkenntnis wie man sich und seine Meinung konstruktiv einbringen kann wuchs ein weiteres mal und damit natürlich auch ihr Selbstbewusstsein.
Wunderbar. Mission für heute erfüllt.
Natürlich können die Kinder leider nicht bei jedem Treffen von OSIA mit Persönlichkeiten in den variierenden Einrichtungen dabei sein. Jedoch ihre Wünsche, Stimmen und Gedanken tragen wir immer mit uns. Ergo ein weiteres Steckenpferd und ein neuer Ort. Diesmal war OSIA mit Felicitas Kröger, der VHS-Fachbereichsleitung für Pädagogik&Psychologie zu Besuch beim nifbe_Institut in der Wüste. Bildung und Erziehung fängt ja bekanntlich nicht erst in der Schule an, sondern schon in der KITA. Und vielleicht könnte ja Schule noch einiges von KITAS lernen?! Thema an diesem sonnigen Nachmittag war es darüber zu sprechen wie die OSIA, das nifbe, die VHS und weitere Kooperationspartner durch intelligente Vernetzung und ansprechende Veranstaltungsformate zusammen etwas bewirken können. Das Gespräch war konstruktiv und durchaus fruchtbar. Praktische Ergebnisse brauchen natürlich Zeit und müssen reifen….
Das überreichte Steckenpferd der Kinder hat natürlich einen zentralen Platz im nifbe bekommen. Wunderbar. Mission für heute wieder einmal erfüllt.
Morgen geht es ganz bestimmt weiter…..
Heute war ich zu Besuch bei Prof. Dr. Ferdinand Stebner, welcher im Bereich der Erziehungswissenschaft an der Uni Osnabrück lehrt und forscht. Seine Schwerpunkte sind die Schulpädagogik u.a. mit dem Fokus auf Lern- und Transferprozesse beim selbstregulierten Lernen.
Ich besuchte heute sein Seminar „Gewaltfreie Kommunikation in Unterricht, Beratung und Leben.
Ich war beeindruckt von der Art und Weise wie Herr Stebner mit den Studierenden auf Augenhöhe in Interaktion ging. Ein Leuchtfeuer von Impulsen, die Raum gaben die Sinnhaftigkeit und Richtigkeit einer künstlich konstruierten Realität im Schul- und Bildungssystem und im allgemeinen Leben zu reflektieren und zu hinterfragen.
Die geistige Tür zu Schule im Aufbruch stand durch diese GFK-Gedankenspiele sperrangelweit auf und so bekam ich Raum von Ferdi über Schule im Aufbruch und die Regionalgruppe OSIA zu berichten. Über den Hinweis zum Film „alphabet“ wurde ebenfalls der Malort Osnabrück , den ich betreibe, thematisiert. In diesem geschützten Kreativ-Freiraum gehört GFK zur Grundhaltung und der Mensch kann ganz Mensch sein. Im Malort wird nichts bewusst kopiert, nichts bewertet, niemand getadelt oder Bilder gelobt.
Im Anschluss an das Seminar war noch Zeit für einen Spaziergang und ein Gespräch und die Übergabe eines weiteren Steckenpferds der Kinder von der Ursulaschule. Die Kinder bedanken sich bei Herrn Stebner und der Uni Osnabrück für den innovativ-wissenschaftlichen Einsatz im Bereich der Schultransformation.
Wir würden uns über eine weitergehende Kooperation sehr freuen.
Gesellschaftliche Transformation geht nur im Verbund und wenn man sich im wahrsten Sinne des Wortes die Hände reicht.
Mission für heute erfüllt. Freue mich schon auf den nächsten Einsatz. I
Dienstagvormittag 06:30 Uhr, ich sitze im Bus und bin auf dem Weg zur Friedensschule, einer neuen Oberschule mitten im Zentrum von der Friedensstadt Osnabrück, die am 03.09.2021 das erste Mal ihre Türen geöffnet hatte.
Ich betrat das Interimsgebäude der Schule, welche zur Zeit in modernen Containern untergebracht ist und konnte schon sehr schnell feststellen, dass diese Schule keine normale Schule ist. Das hatte weniger damit zu tun, dass man im Eingangsflur seine Straßenschuhe gegen bequeme Hausschuhe austauschte, nein, es begann schon bei der Begrüßung, im so genannten Lernbegleiter*innenraum. Die klassischen Lehrer*innen, die ich noch aus meiner gymnasialen Schulzeit kannte und die mich tagtäglich mit Frontalunterricht konfrontiert hatten, gab es hier offensichtlich nicht mehr. Schon beim Ankommen hatte ich das Gefühl, dass man mir interessiert auf Augenhöhe begegnete. Es gab gefühlt keine Hast und keine Eile. Ich bekam auf Rückfrage einen leckeren Cappuccino und man machte mich vertraut mit der etwas andersartigen Organisation der Schule und dem täglichen Ablauf.
Das Gehörte dann auch zu erleben, dafür war ich ja vor Ort….4 Stunden Live-Unterricht folgten nun und noch weitere Gespräche mit vielen interessanten Menschen. Nach dem Ankommen ging es aber nicht sofort in den Unterricht, nein, es folgte erst einmal eine so genannte Morgenrunde. Hier waren nicht die Schüler*innen, sondern Lernpartner*innen und Lernbegleiter*innen in einem Raum versammelt. Hier wurde u.a. über Dinge gesprochen, die gut oder auch nicht so optimal gelaufen sind und man versuchte diese gemeinschaftlich in Zukunft zu optimieren. Dann sangen und tanzten alle Anwesenden zu Musik. Cool.
So hatte ich meine Schulzeit definitiv nicht in Erinnerung behalten…..
Der Schul-Gong erklang und Alle gingen in Lernbüros, die farblich unterschiedlich markiert waren. Das typische Klassenzimmer, wo alle in Reih und Glied sitzen, gab es hier auch nicht mehr und jeder Mensch hatte seinen eigenen Lernplatz samt Laptop und eigenem Schließfach am Tisch. Die Lernbegleiter*innen unterstützen alle Lernpartner*innen persönlich und es gab weiterhin auch keine klassische Schultafel mehr an der frontal unterrichtet wurde. Alle erarbeiteten mit Hilfe von Laptops definierte Wissensinhalte eigenständig. Und da an dieser Schule in jeder Lernstunde über Lerninhalte und auch Art der Fächer die Lernpartner*innen nach Rücksprache mit den Lernbegleiter*innen entscheiden können, kann es praktisch vorkommen, dass an jedem Tisch etwas anderes gelernt wird. Unglaublich, aber wahr. Lernerfolge werden eigenständig dokumentiert und durch die Begleiter*innen überwacht.
Zu meiner Verwunderung werden auch keine gemeinsamen Klassenarbeiten zu einem festen Zeitpunkt mehr geschrieben, sondern alle Lernpartner*innen entscheiden individuell, wann sie bereit sind einen Leistungsnachweis zu erbringen.
Faszinierend, das dies Alles so funktioniert. Der Mensch steht hier als Individuum viel mehr im Fokus, kann mit viel mehr Eigenverantwortung entscheiden, was er wann erlernen möchte. Hilfe ist da, wenn sie benötigt wird.
Weiterhin gibt es Projekte, wo es um Teamorientierung geht und man sich gegenseitig hilft um eine Lösung gemeinschaftlich zu erarbeiten. Diese Projektarbeit wird jahrgangsübergreifend praktiziert und zudem losgelöst vom üblichen Fächerkorsett. Wow.
Letztendlich gibt es auch noch den Werkstattbereich, wo man ebenfalls mehr auf die Entfaltung der Talente jedes Menschen abzielt. Die Erlangung der Fertigkeiten sind Grundlage für Alle, aber die Verwirklichung eigener Ideen gibt Spielraum für mehr Persönlichkeitsentwicklung.
Meine Beschreibung ist bewusst auf das Wesentliche ausgelegt.
Es fehlen weitere wichtige Elemente, da ich in diesen 4 Stunden längst noch nicht Alles erleben konnte.
Schulleiter Christoph Wiebke nahm sich dann erfreulicherweise gerne Zeit für ein persönliches Gespräch. Mir ging es seitens der Regionalgruppe OSIA natürlich primär darum, wie man mit dem Spirit und der Haltung der Menschen hier in der Friedensschule, auch andere Schulen positiv inspirieren könnte.
Ideen hierzu hatten wir beide reichlich. An der praktischen Umsetzung wird gearbeitet.
Abschließend übergab ich Herrn Wiebke ein weiteres Steckenpferd der Kinder von der Ursulaschule, und da Herr Wiebke und die Didaktische Leiterin Frau Freilich beide auf der OSIA-Auftaktveranstaltung am 17.03.23 waren, wussten sie natürlich um die Bedeutung der SIA-Steckenpferde. Auf Rückfrage meinerseits, ob evtl. Friedensschullernpartner*innen weitere Steckenpferde für andere Schulen, Einrichtungen und Persönlichkeiten bauen würden, bejahte man mir das sofort. Wir wollen ja hiermit gemeinschaftlich die Stimmen und Schultransformations-Wünsche der Kinder und Jugendlichen vieler Schulen erklingen lassen.
Ich habe an diesem Tag längst noch nicht Alles gesehen und meinen Wunsch nach einer praktischen Fortsetzung wurde prompt zugestimmt.
Mein Eindruck dieser Schule und der Menschen war durchweg positiv und ich werde mir selber noch eine Fortsetzung gönnen. Meine Empfehlung an dieser Schule zu hospitieren bringe ich hiermit klar zum Ausdruck.
Mission erfüllt für heute. Fortsetzung folgt in Kürze…..
Anfang Mai fand ein erstes Kennenlernen via Telefon mit Herrn Matthias Seestern-Pauly (MDB/FDP) statt. Herr Seestern-Pauly hatte bereits vorab Kontakt gehabt mit Frau Margret Rasfeld und beobachtete den Werdegang von Schule im Aufbruch seit einiger Zeit. Wir sprachen in diesem Kontext offen über die großen Herausforderungen unserer Zeit, die bedingt durch ihre Komplexität nicht mehr mit den alten Mitteln zu lösen sind. Natürlich unterhielten wir uns auch darüber, inwiefern ein bereits stattfindender Lernkulturwechsel an den Regelschulen dazu verhelfen könnte, gemeinschaftliche Lösungen für eben diese Herausforderungen zu finden. Besonderes Augenmerk fiel in diesem Zusammenhang auf das Modellprojekt Zukunftsschulen Niedersachsen. Dieses vom Niedersächsischen Kultusministerium im Jahr 2021 initiierte Modellprojekt zur nachhaltigen Schulentwicklung läuft über 5 Jahre mit wissenschaftlicher Begleitung mit insgesamt 65 Zukunftsschulen in ganz Niedersachsen. Diese Schulen erhalten durch diesen vorerst zeitlich limitierten Status mehr Freiräume und dienen folglich als eine Art BNE-Leuchtturmschulen. Immerhin 6 dieser Zukunftsschulen befinden sich hier vor Ort im Osnabrücker Stadt- und Landkreisgebiet. Es geht bei diesem Projekt vornehmlich um die Umsetzung von selbstbestimmtem und zukunftsorientiertem Lernen, einer verstärkten Demokratiebildung, Partizipation, Teilhabe und Engagement aller Beteiligten in den Schulen.
Herr Seestern-Pauly lud OSIA zeitversetzt nach Rücksprache mit den Fraktionsvorsitzenden ins Kreishaus zu einer Vorstellungsrunde ein.
Am 15. Mai erhielten wir somit die Möglichkeit den anwesenden Politiker*innen 45 Minuten über die
geschichtliche Entwicklung und dem Engagement von Schule im Aufbruch (mitgegründet durch
Bildungsinnovatorin Margret Rasfeld) und auch der kleinen Schwester OSIA zu berichten. Weiterhin
standen im Fokus die Zukunftsschulen und der dort praktizierte Lernkulturwechsel. Der mögliche
Start einer Lernkulturtransformation über einen sogenannten FREIDAY (Freiheitstag) wurde von dem
Schüler Dalyan Unland des Gymnasiums Oesede erläutert. Inhaltlich flankiert wurde der Schüler von
dem Lehrer Tobias Lanver des Gymnasiums Oesede.
Nach einer Frage- und Antwortrunde bedankte sich Herr Seestern-Pauly für unser Kommen und
unser Engagement. Wir überreichten im Anschluss an alle Fraktionen weitere Osnabrücker
Steckenpferde, die gebaut wurden von Kindern des Gym Ursula. Die Steckenpferde wurden auch am
17.03.23 erstmalig an die Kultusministerin Hamburg und Frau Margret Rasfeld bei einer großen OSIA-Veranstaltung im VHS-Saal der Stadt Osnabrück als Symbol des Friedens überreicht. Dieser Frieden beginnt sinngemäß in jedem Menschen und hierfür bedarf es einer entsprechenden Bildung.
Angedacht ist nun ein weiteres Treffen (am 13.09.2023) mit möglichst vielen Osnabrücker Zukunftsschulen, wo der Austausch über das Wie und Warum weiter vertieft werden soll.
Pingback: Was bisher geschah – Malort Osnabrück