DIE WELT VERÄNDERN LERNEN IST GAR NICHT SO SCHWER! TEIL I

Persönlicher Erlebnisbericht in 2 Teilen zweier Schüler*innen von einem Gymnasium

Großer VHS-Saal mit über 70 Lehrer*innen, Schüler*innen und Elternteilen

Die Welt verändern lernen ist gar nicht so schwer! – das konnten meine Mitschülerin und ich am 17.03.2023 bei einem Workshop von Margret Rasfeld herausfinden. Unter dem Titel „BNE als Kernaufgabe für die Schulent-wicklung“ haben wir ab 09:00 an der Volkshochschule Osnabrück Stadt Osnabrück von Frau Rasfeld gelernt, wie sich Schule weiterentwickeln muss.

Margret Rasfeld Mit-Gründerin von Schule im Aufbruch

Zwischen Lehrer*innen, Schulleitungen und weiteren Interessierten wurden wir erstmal zutiefst schockiert. Frau Rasfeld erzählte uns von zahlreichen gesellschaftlichen Missständen, namentlich der sozialen, der Klima- und der Sinnkrise, und besonders von ihrem Einfluss auf unser Schulsystem.
„Was machen diese Krisen mit unseren Schüler*innen?“

Dieser Frage sind wir zunächst nachgegangen und mussten niedergeschlagen feststellen, dass ebenso Defizite in
unserem Schulsystem vorliegen. Die sogenannte Entfremdung, also der Prozess, dass Menschen sich von ihrer Umwelt, ihren Mitmenschen und letztendlich von sich selbst „absondern“, schien die Wurzel der Probleme zu sein. Unter Staunen durften wir erfahren, wie Schule diesen Vorgang vorantreibt und somit auch uns unmittelbar trifft. Leistungsdruck, Konkurrenz, Selektion und Bewertungen in Ziffern machen uns zu Objekten in einem Raster.
Diese Erkenntnis war verletzend, musste uns aber vor Augen geführt werden. Wir konnten verstehen, dass wir genau deshalb unter der Entfremdung leiden, weil wir wie Maschinen funktionieren müssen, weil alle Schüler*innen
einen Gleichschritt gehen müssen, weil alle Prozesse von der Ökonomie abhängig sind.
Für uns war ganz klar: Wir stecken in riesigen Krisen!

Weiterhin wurden diese Ausführungen noch durch Briefe von Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen belegt, von denen uns Frau Rasfeld berichtete. Wir waren wirklich berührt davon, zu hören, dass Schüler*innen über den Verlust ihrer Lebenslust, über Burn-Outs und Ohnmachtsgefühle geschrieben haben. Gleichzeitig mussten wir uns kläglich eingestehen, dass auch wir und unser Umfeld von den von Frau Rasfeld illustrierten Zuständen betroffen sind. Auch
wir kennen das Gefühl, nichts erreichen zu können, niemals den Anforderungen gerecht zu werden, keine Stimme zu haben, nur zu gut. Demnach war es für uns umso weniger nachvollziehbar, dass Schulen und das Bildungssystem, die die mentale und physische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in so einem Maße gefährdet, nach wie vor nicht zu sehr hinterfragt oder transformiert werden. Dabei gibt es doch eine Vielzahl an Studien, die unsere
negativen Emotionen, die tiefgreifenden Probleme und ihre zukünftigen Folgen deutlich nachweisen! Mit diesen Erzählungen hat Frau Rasfeld genau ins Schwarze getroffen, sie hat uns berührt, bewegt und angesprochen.

Genau deshalb haben diese Gefühle einen Anlass zum Handeln provoziert, welcher dann im zweiten Teil der Fortbildung thematisiert wurde. Zunächst haben wir gelernt, was „BNE“, Bildung für nachhaltige Entwicklung, eigentlich bedeutet und wo diese herrührt. Dazu haben wir einige Details über die politischen Prozesse im Bildungs- und Nachhaltigkeitssektor erfahren, um die Grundlage der von Frau Rasfeld gegründeten Initiative „Schule im Aufbruch“ besser zu verstehen. In diesem Kontext hat Frau Rasfeld schließlich adäquate Lernformate und Paradigmenwechsel als Lösungen geliefert, die für uns besonders eindrücklich waren, da sie bereits Anwendung finden.

Hey 2 Schüler*innen (Dalyan und Jana vom Gym Oesede). Um die geht es ja heute primär! Toll, dass ihr da seid.

Es ging also gar nicht um Visionen oder Utopien, nein, es ging um Methodiken, die durchaus realistisch waren. Ein Hoffnungsschimmer für uns! Und zwar ein ziemlich großer, da Frau Rasfelds Konzepte uns nicht nur überzeugt haben, sie haben in uns den Wunsch nach einer solchen Bildung hervorgerufen. Mit Interdisziplinarität und dem Aufbruch des „Fächerkorsetts“ können die Schüler*innen einer Schule im Aufbruch beispielsweise in innovativen Lernbüros lernen. Sie entscheiden selbst, welches Thema wann dran ist und vor allem, wie viel Zeit benötigt wird. Das führt zu einer immensen Lernmotivation und -begeisterung, die wir höchstens noch aus dem Kindergarten kennen und kläglich vermissen. Außerdem leben die Schüler*innen einen weiteren Traum: statt Noten erhalten sie Zertifikate, die ihre Fähigkeiten wertschätzen und die Reduktion auf eine Ziffer abschaffen.
Ihre Lernprozessbegleiter*innen reflektieren dabei konstruktiv mit ihnen und der*die erste Ansprechpartner*in ist stets ein*e Mitschüler*in, der*die zu dem Thema vielleicht schon mehr weiß. So können die jahrgangsübergreifenden Lernbüros nicht nur Spaß am Lernen bereiten, sondern auch Kooperation, Verantwortungsbewusstsein und eine Schulgemeinschaft stärken, in der jede*r von jedem*jeder lernt. Wäre es nicht schon umgesetzt, dann hätten wir
sicherlich von einer Traumvorstellung für Schüler*innen gesprochen. Aber genau hier hat Frau Rasfeld einen starken Eindruck hinterlassen: ihre Ideen sind keine leeren Prophezeiungen, sondern reale, umsetzbare Praktiken, die selbst unter den gesetzlich gegebenen Rahmenbedingungen möglich werden. Das hat uns wirklich motiviert!

Gute Stimmung bei traumhaftem Wetter. FOBI-Teilnehmer*innen drinnen und draußen im Gespräch

Des Weiteren erklärte Frau Rasfeld noch das Projekt „Herausforderung“ oder den „FREI-Day“. Ebenfalls haben uns diese Innovationen wirklich ins Staunen gebracht. Schüler*innen – für Frau Rasfeld übrigens Gestalter*innen – erleben Freiraum, in dem sie Selbstwirksamkeit, Verantwortung, Resilienz und Problemlösungsstrategien erfahren. Der Hammer! Entweder sie arbeiten auf Grundlage der „Sustainable Development Goals“ (Nachhaltige Entwicklungsziele), indem sie lokal an Projekten arbeiten, die sie selbst planen, initiieren, voranbringen, durchführen und präsentieren, oder sie gehen drei Wochen mit einem Budget von 150€ auf eine Reise und müssen lernen, mit Herausforderungen umzugehen. Diese Ideen haben uns wirklich überzeugt und eine solche Bildung für alle Kinder dieser Welt ist nun unser Herzenswunsch. Kleine Filme von den Projekten und Konzepten haben und gezeigt, wie souverän bereits Grundschulkinder mit diesen Projekten werden. So haben sie beispielsweise auf einem Marktplatz ein Theaterstück zur Umweltverschmutzung und dem Klimawandel aufgeführte oder über Feminismus aufgeklärt.
Diese Aktualität der Thematik ist etwas, was uns in unserem Schulalltag mehr als fehlt, wenn wir uns konstant die Frage nach dem Sinn der Inhalte stellen müssen. Außerdem haben diese Kinder ein Selbstbewusstsein, ein Teambuilding und eine Verbundenheit mit der Natur erfahren, die unsere Schule uns überhaupt nicht gewährleistet hat. Es war eine beeindruckende Erfahrung, von Schulen mit Werten wie Diversity, Individualität, „Burn for“ und Verantwortungsbewusstsein zu hören. Natürlich hat uns diese Veranstaltung extrem motiviert, nun auch für eine Schule im Aufbruch zu kämpfen. Wir haben eine riesige Menge Mut mitgenommen, Neues auszuprobieren und ohne Angst anzuregen, denn Frau Rasfeld hat uns gezeigt: Wir sind nicht ohnmächtig. Sie hat uns eine Inspiration und gleichzeitig eine Palette von einzigartigen Konzepten der Schule von morgen, die eigentlich schon die Schule von heute sein sollte, mit auf den Weg gegeben, um die anfangs besprochenen Krisen zu lösen. Danke, Frau Rasfeld! Wir fühlen uns bestärkt darin, für Schultransformation einzustehen und Bildung für nachhaltige Entwicklung einzufordern.

Diesen Tag werden wir sicher niemals vergessen.
Die Welt verändern lernen ist jetzt schon ein großes Stück leichter!

LASST UNS MUTIG SEIN!

 

Text: Dalyan Unland, Jana Rosenbaum

Abschlußrunde: Was fühlen WIR Jetzt!
Abschlußrunde: Und was nun?! Wie geht es weiter....?! Lasst uns mutig sein. MUTKARTEN von Margret
Enjoy the little things. Haben wir gemacht! ((-;
Orga und Leibliches Wohl: Felicitas Kröger und Sandra Maßmann

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